Kiez Hamburg vs. Berlin

Eine der schlimmsten Erkenntnisse in Hamburg ist der Umgang mit der Begrifflichkeit „Kiez„. Mühsam hat man sich in Berlin nach Jahren endlich in seinem Kiez eingelebt und das ganze Elend aktezptiert. Plötzlich, nach dem Umzug nach Hamburg, gibt es in der ganzen Stadt nur noch einen Kiez. Eben den Kiez. Die Reeperbahn, mehr gibt es nicht. Man erntet nur irritierte Blicke falls ein verirrtes ‚Kiez‘ in hanseatischen Dialogs-Nebensätzen Einzug findet. Der Kiez schwengelt hier irgendwo im großen Nachtleben-Rhytmus umher, der Kiez halt, aber eben nur einer, der eine Kiez.
So schade das auch ist, ich wohne jetzt nicht mehr in meinem Kiez, ich wohne jetzt plötzlich in einem Stadtteil. In Eimsbüttel. Ich könnte ja sagen, dass ich im Langenfelder-Kiez wohne, aber das trifft es nicht. Ich wohne ganz stumpf in Eimsbüttel, angeschafft wird in Ottensen, fertig.

Vergleichen Sie bitte meine beiden Kieze. Einmal in Berlin und dann noch Eimsbüttel.
Meine Ecke hier in Eimsbüttel sieht so aus als ob jemand einfach eine Legokiste ausgeschüttet hat, mit dem Finger noch ein paar Strassen dazu gemalt, fertig ist der Stadteil.

Jede Menge grün, Sportplätze gibt es auch, da links ist mein Supermarkt und in diesem Kiez, Verzeihung, in dieser Ecke gibt es alles was man zum Leben braucht. Eine gute Gegend, nett ist es hier, am Wochenende nervts wie sonstwas, aber sonst passt das schon. Zum Ausgehen, Kino, Theater oder sonstigen Veranstaltungen muss ich aber normalerweise diese Gegend verlassen.

Das war ganz anders in Berlin.

Jede Menge Geometrie und Winkel am Start, irgendwie in seiner Gesamtheit gebogen und dazu schnurgerade Strassen, nicht so ein Gedäh wie in Hamburg. Es gibt ebenfalls alles was man zum Leben braucht und eigentlich muss man diese Gegend überhaupt nicht verlassen, es gibt soweit alles inklusive Kino, Theater, Nachtleben, jede Menge Döner, Spätkaufs, Eisdielen, Supermärkte, Einkauscenter, und alles andere auch noch.
Dazu eine U-Bahn die gemeinerweise über der Erde fährt, fertig ist die Nachbarschaft.

Tja, gibt es hier einen Gewinner? Eigentlich ja nicht. Der Kiez in Hamburg rockt. Mehr muss ich dazu gar nicht sagen. Das zu Hause-Kiezding, naja, zu Hause ist es bekanntlich am schönsten, aber manchmal fehlt mir dieser ganze Kiez-Kram ein wenig, das war noch zu-Hausiger. Die Penner an der Ecke, den Kerl im Gemüseladen, die Stammkneipe/bar in der Nähe, der Supermarkt um die Ecke, die Leute die man vom sehen kennt, all das habe ich in Hamburg natürlich auch, aber es ist eben kein Kiez. Aber was solls. Ich fahre jetzt da links ins Eck, werde die Katze kraulen um dann anschliessend im Eck rechts oben einen Absacker zu trinken und mich mental auf einen Paris-Kurzurlaub vorzubereiten.

Kiez Hamburg vs. Berlin 100:100

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4 Gedanken zu „Kiez Hamburg vs. Berlin“

  1. Hamburg ist schöner. Grüner, ausgeglichener, sauberer, idyllischer, heimischer. Eigentlich müsstest du noch Merkenbach beim Vergleich dazunehmen.
    Lieben Gruß

  2. Pingback: *elbview » Mein Kiez (St.Pauli)

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